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Fotografie: Goldener Schnitt, Fibonacci-Spirale & Drittelregel

Lesedauer: Ø 6 Min

Ob in der Kunst oder in der Fotografie: Der “Goldene Schnitt”, die Fibonacci-Spirale und die Drittelregel teilen dein Bild in bestimmte Größenverhältnisse auf, wodurch es besonders harmonisch wirkt. Wir zeigen, wie du beim Fotografieren und bei der Bildbearbeitung mit diesen Richtlinien für einen optisch ansprechenden Bildaufbau arbeitest.

Der Goldene Schnitt, Fibonacci-Spirale und Drittelregel für Harmonie im Bildaufbau

Eine alte Fotografenregel sagt: Das Hauptmotiv sollte nicht in der Bildmitte liegen. Egal, ob du Architektur oder Menschen ablichtest: Ordne das Hauptmotiv etwas seitlich oder vertikal versetzt an, dann wirkt das Foto besonders harmonisch und strahlt mehr Schönheit aus. Die Regeln Goldener Schnitt, Fibonacci-Spirale (Goldene Spirale) und Drittelregel helfen dir bei der Gestaltung.

Die Drittelregel einfach erklärt

Besonders leicht zu erklären ist die Drittelregel (auch Englisch „rule of thirds“ genannt): Zieh dafür in gleichmäßigen Abständen zwei Linien waagerecht und zwei Linien senkrecht durchs Bild, so dass neun Bildsegmente entstehen. Das Hauptmotiv sollte am Schnittpunkt zweier Linien liegen oder an einer Linie entlang verlaufen.

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Das Bild wurde mit dem Photoshop-Freistellungswerkzeug nach der Drittelregel zugeschnitten. Die Orientierungslinien des Werkzeugs sind gleichmäßig über die Bildfläche verteilt.

Die Drittelregel ist nicht zu verwechseln mit dem Goldenen Schnitt, den wir gleich anschließend erklären. Drittelregel wie Goldener Schnitt sorgen aber zuverlässig dafür, dass das Hauptmotiv nicht in der Mitte erscheint und dass ein Horizont nicht in der vertikalen Bildmitte liegt. Drittelregel und Goldener Schnitt gelten gleichermaßen für Hoch- und Querformate und für ein beliebiges Seitenverhältnis.

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Der Goldene Schnitt

Für den Goldenen Schnitt brauchst du zunächst eine senkrechte Linie. Sie unterteilt das Foto in zwei ungleich große Abschnitte, die circa 61,8 und 38,2 Prozent der Bildlänge einnehmen. Dann legst du eine waagerechte Linie an, die das Bild senkrecht unterteilt, ebenfalls im Verhältnis 61,8 zu 38,2.

Proportionen nach dem Goldenen Schnitt
Die Orientierungslinien liegen 38,2 und 61,8 Prozent von den Bildrändern entfernt. Das Motiv wurde genau auf dem Schnittpunkt der Linien platziert.

Das Gleiche machst du dann noch einmal vom jeweils gegenüberliegenden Bildrand aus. So ergibt sich das folgende Raster:

Hier erzeugte das Freistellungswerkzeug eine Bildaufteilung nach dem Goldenen Schnitt bzw. mit dem so genannten Phi-Raster.

Das sich daraus ergebende Raster wird auch Phi-Raster genannt, da die Zahl Phi mit ihrem Wert 1,618 dem oben beschriebenen Verhältnis des Bildaufbaus entspricht (61,8 : 38,2 = 1,618). Die Formel zur Berechnung des Goldenen Schnitts lautet: (a + b) : a = a : b ≈ 1,618. So kannst du dein Bild auch mithilfe des Goldenen Schnitts in Proportionen einteilen, die auf den Betrachter sehr harmonisch wirken.

Ob das Motiv eher links oder eher rechts, eher oben oder eher unten angeordnet ist, spielt keine Rolle. Hauptsache, das Hauptmotiv orientiert sich an einer dieser Orientierungslinien, am besten genau am Schnittpunkt zweier Linien. Manche Bildprogramme zeigen für den Goldenen Schnitt gleich zwei vertikale und zwei horizontale Bildlinien – so stehen alle Anordnungen zur Verfügung.

Die Fibonacci-Spirale

Aus dem Goldenen Schnitt lässt sich dann noch die Fibonacci-Spirale ableiten, da sie ähnliche Proportionen aufweist.

Die Fibonacci-Spirale resultiert aus einer besonderen Zahlenfolge, die sich ergibt, wenn du das Ergebnis zweier miteinander addierter Zahlen jeweils mit der vorhergehenden Zahl addierst. Das hört sich schwieriger an, als es ist. Die folgenden Beispiele helfen dir sicherlich weiter:

0 + 1 = 1
1 + 1 = 2
1 + 2 = 3
2 + 3 = 5
3 + 5 = 8
5 + 8 = 13
8 + 13 = 21
usw.

Diese Zahlenfolge lässt sich unendlich fortsetzen. Sie nennt sich Fibonacci-Folge, benannt nach ihrem Entdecker Leonardo Fibonacci.

Diese Zahlenfolge kannst du nun visuell als Proportionen darstellen (als Rechtecke und Quadrate) und erhältst dann das folgende Raster:

Fibonacci-Raster

Wenn du gemäß dieses Rasters 21:13 rechnest (also die jeweilige Summe durch die zuletzt addierte, größere Zahl teilst), erhältst du den Wert 1,615. Wenn du 13:8 teilst, kommt 1,625 heraus. Es ergeben sich also ähnliche Werte bzw. Proportionen wie beim Goldenen Schnitt mit dem Phi-Raster.

Dieses Raster lässt sich durch eine durchgezogene Linie oder Kurve verbinden. So ergibt sich die so genannte Fibonacci-Spirale. Sie wird manchmal auch “Goldene Spirale” genannt. Wie du die Fibonacci-Spirale ausrichtest, bleibt dir überlassen. Für unser Beispielmotiv haben wir sie einfach auf den Kopf gestellt, denn es kommt ja letztendlich auf die Bildaufteilung und die damit einhergehenden Proportionen an.

Die Fibonacci-Spirale
Hier wurde die Fibonacci-Spirale umgedreht und das Motiv in den Spiral-Teil mit der stärksten Krümmung platziert.

Du platzierst dein Hauptmotiv einfach dorthin, wo die kleinen Felder (mit den Ziffern 1 bis 3) liegen bzw. wo das Zentrum der Spirale mit ihrer stärksten Krümmung liegt. Damit hast du dein Motiv für das Auge des Betrachters harmonisch ausgerichtet.

Den Bildaufbau schon beim Fotografieren gestalten

Schon beim Fotografieren kannst du den Bildaufbau steuern: Viele Kameras zeigen auf Wunsch im Sucher und im Monitor Orientierungslinien nach der Drittelregel. So lässt sich das Bild leicht nach der Drittelregel gestalten.

Linien für den Goldenen Schnitt oder die Fibonacci-Spirale zeigen Kameras schon seltener – du findest sie eher in Bildbearbeitungsprogrammen. Aber vielleicht magst du diesen DIY-Tipp anwenden: Auf dem Kameramonitor kannst du dir beliebige Linien anzeigen lassen, wenn du dir Monitorschutzfolien aufs Display klebst und selbst Orientierungslinien mit Permanent-Schreiber aufmalst.

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Soweit die Theorie zur Drittelregel, zum Goldenen Schnitt und zur Fibonacci-Spirale. Es macht durchaus Sinn, schon beim Fotografieren auf den Bildaufbau zu achten. Wenn es aber mal nicht sofort hinhaut, kannst du später immer noch zu einem Bildbearbeitungstool greifen und dein Hauptmotiv entsprechend ausrichten.

Fotografiere deshalb dein Motiv nicht zu knapp. Lass links und rechts etwas Luft im Bild, so dass du nachträglich am Computer den Goldenen Schnitt oder die Drittelregel frei einrichten kannst – das ist viel flexibler, als schon direkt beim Aufnehmen auf den perfekten Bildaufbau zu achten. Du kannst beim Zuschneiden gleichzeitig einen Bildaufbau wie den Goldenen Schnitt und ein bestimmtes Seitenverhältnis wie 3:2 vorgeben.

Unser Extra-Tipp: Folge den Gestaltungsregeln nicht zu streng, nicht immer sind Drittelregel oder Goldener Schnitt ideal. Schneide zum Beispiel das Hauptmotiv nicht zu eng an und wahre einen harmonischen Gesamteindruck – auch wenn die Bildaufteilung dann nicht mehr strikt den „Gesetzen“ folgt. So bleibst du aber maximal flexibel in Bezug auf die spätere Bildbearbeitung.

In unserem Artikel „Zuschneiden mit Photoshop“ erfährst du mehr zur Anwendung des Goldenen Schnitts in der Bildbearbeitung.

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