Wer tolle Fotos machen möchte, sollte sich vor allem an den Tagesrandzeiten mit der Kamera auf Motivsuche begeben. Die „Blaue Stunde“ am Morgen und am Abend eignet sich nicht nur hervorragend für Landschaftsaufnahmen, auch in der Stadt ist diese Tageszeit besonders reizvoll. Warum das so ist, und wie du dieses besondere Licht für deine Aufnahmen nutzen kannst, erfährst du hier.
- Was ist die „Blaue Stunde“?
- Wann ist die blaue Stunde und wo wie lang?
- Der besondere Reiz der blauen Stunde
- Die Kamera zur blauen Stunde richtig einstellen
- Zur blauen Stunde aus der Hand fotografieren
- Mit dem Stativ fotografieren
- Schwierige Motive richtig belichten
- Tipps für das Fotografieren in der blauen Stunde
- Tipps für die Motivsuche
Was ist die „Blaue Stunde“?
Den Begriff „Die Blaue Stunde“ hast du sicher schon einmal gehört oder gelesen. Wenn nicht, dann solltest du ihn als Fotograf/-in auf jeden Fall kennen. Wie der Name schon sagt, gibt es in der „Blauen Stunde“ überwiegend blaue Farbtöne. Das ist aber erst der Fall, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden oder noch nicht aufgegangen ist, also die Phase der Morgen- und die der Abenddämmerung. Der Himmel ist in dieser Zeit hell, und vor allem abends leuchtet er in intensiven Blautönen. Diesen Zeitraum bezeichnet man also wegen ihrer Farbgebung als „Blaue Stunde“.
Manchmal wird die blaue Stunde mit der sogenannten „Goldenen Stunde“ verwechselt. Darunter versteht man die Zeit vor dem Sonnenuntergang und den Sonnenuntergang selbst oder morgens die Zeit kurz nach dem Sonnenaufgang. In der Goldenen Stunde leuchtet alles in warmen Farbtönen, Orange und Gelb sind die vorherrschenden Farben. Hauswände und andere Objekte reflektieren das Sonnenlicht, bei tief stehender Sonne entstehen Aufnahmen, die oft eine starke gelbliche oder orange Färbung aufweisen.
Die Blaue Stunde geht somit morgens der Goldenen voran, und abends folgt sie ihr. Als Fotograf kannst du sozusagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Wann ist die blaue Stunde und wo wie lang?
Je nach geografischer Lage und Jahreszeit dauert die blaue Stunde wenige Minuten bis hin zu mehreren Stunden. In Äquatornähe ist sie extrem kurz, je weiter nördlich oder südlich du dich auf der Erdkugel befindest, desto länger kannst du die Vorteile dieser Lichtsituation auskosten. Im Hochsommer musst du für die blaue Stunde auch in unseren Breitengraden lange aufbleiben.
Beispiel Berlin: Mitte Juni geht die Sonne kurz nach halb zehn unter. Die blaue Stunde dauert dann ca. 50 Minuten. Morgens müsstest du schon um 3:50 Uhr aufstehen, um den Beginn der blauen Stunde zu erleben.
Im äußersten Süden Spaniens (Gibraltar) dauert die blaue Stunde am gleichen Tag nur 30 Minuten. In Reyjkavík (Island) geht die Sonne erst um Mitternacht unter und um kurz vor drei wieder auf – hier dauert die blaue Stunde fast drei Stunden. So weit nördlich wird es also gar nicht dunkel.
Im Winter verkürzt sich die blaue Stunde in unseren Breitengraden auf etwa 30 Minuten, man hat also nicht viel Zeit, wenn man viele Motive fotografieren möchte. Im Herbst und Frühjahr beginnt die blaue Stunde relativ früh am Abend, im Winter sogar schon am Nachmittag. Man kann also viel leichter auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Nachhauseweg eine halbstündige Fotosession einplanen.
Sobald der Himmel schwarz erscheint, spricht man von Nachtfotografie. Der dunkle Himmel über dem Motiv ist eher unattraktiv, weil die warme Lichtfarbe keinen kühlen Kontrapunkt hat. In Großstädten reflektieren Wolken das gelbliche Licht, oft sehen auch die Motive am Boden verwaschen und farbstichig aus. Fotografiere also, bevor das letzte zarte Dunkelblau verschwindet.
Die genauen Zeiten für die Blaue und die Goldene Stunde kannst du mit einem Dämmerungsrechner im Internet herausfinden.
Der besondere Reiz der blauen Stunde
Am schönsten werden deine Aufnahmen während der blauen Stunde, wenn sich ein wolkenloser Tag dem Ende zuneigt. Aber selbst an einem regnerischen oder bedeckten Tag leuchtet der Himmel noch eine ganze Weile in zarten Blau- oder Blaugrautönen.
Um den Effekt dieser besonderen Lichtsituation gestalterisch auszunutzen, sollte man im Bild den blauen Himmel natürlich sehen. Besonders reizvoll sind Aufnahmen am Wasser, wenn sich der Himmel auf der Wasseroberfläche spiegelt. Ideal ist es, wenn weitere farbige Lichtreflexionen hinzukommen. Ein erhöhter Aufnahmestandort ist in der blauen Stunde von Vorteil. Mit einer Weitwinkeloptik lassen sich Motive oft besonders gut fotografieren, doch Vorsicht, Verzeichnungen und stürzenden Linien sieht man bei Aufnahmen mit kurzen Brennweiten besonders deutlich.
Bei Motiven in der Stadt sorgt das Kunstlicht von Schaufenstern und Straßenlaternen für einen attraktiven Kalt-Warm- und Farbkontrast: Die Lichtquellen leuchten im warmen Farbspektrum, Himmel und Umgebung bilden mit kühlen Farbnoten einen Gegenpol. Weil Orange und Blau im Farbkreis direkt gegenüber liegen, entstehen ganz automatisch harmonische Farbkompositionen. Die Farben im Bild wirken in der blauen Stunde satter und intensiver als tagsüber.
Die Helligkeit von Himmel und Hauptmotiv ist etwa gleich, d. h. die Kamera hat weniger Probleme mit dem Kontrast von hellen und dunklen Bereichen. Schwierig wird es nur, wenn du bei Architektur- und Städteaufnahmen sehr helle Lichtquellen ins Bild integrierst, denn diese tendieren dazu, im Foto zu überstrahlen. Wie du mit diesem Problem umgehst, erfährst du weiter unten.
So schön das Licht in der Blauen Stunde auch sein mag, es hat einen massiven Nachteil: Es wird allmählich dunkel, die Belichtungszeit verlängert sich, und damit steigt die Verwacklungsgefahr von Minute zu Minute.
Die Kamera zur blauen Stunde richtig einstellen
Einsteiger mit wenig Erfahrung können in der blauen Stunde auf Motivprogramme zurückgreifen. Suche unter Scene/BestShot nach dem Stichwort Dämmerung oder Sonnenuntergang. Auch die Vollautomatik kommt ganz gut mit der blauen Stunde zurecht. Sie erhöht automatisch den ISO-Wert, um Verwacklung zu vermeiden, aktiviert aber manchmal den Blitz und dann ist die Stimmung dahin. Darum ist es gut zu wissen, wie du deine Kamera selbst steuern kannst. Wechsel als Umsteiger in den Modus P und nutze die ISO-Automatik.
Der Weißabgleich ist für JPG-Fotografen die wichtigste Kamerafunktion in der blauen Stunde. Diese Funktion ist dafür zuständig die fürs menschliche Auge kaum sichtbare Lichtfarbe zu korrigieren. Bei Sonnenlicht beträgt die Lichttemperatur ca. 5500 K (Kelvin), der Himmel hat tagsüber eine Lichttemperatur von 9000 -12.000 K. Tageslicht liegt bei ca. 6.500 K, bei bewölktem Himmel ist es etwas weniger. Die Lichtfarbe von Kunstlicht rangiert zwischen 2.500 K und 3.500 K – die Übergänge sind fließend, je nach Art der Lichtquelle.
Wenn du in der Blauen Stunde ein urbanes Motiv mit Kunstlichtern fotografierst, herrscht sogenanntes „Mischlicht“, also eine Kombination von hohen und niedrigen Kelvin-Werten, die sich auf verschiedene Bereiche des Motivs verteilen. Die Kamera errechnet mit dem AWB (Automatischer Weißabgleich) einen Mittelwert, der womöglich weder das eine noch das andere optimal wiedergibt.
Beim Wechsel von AWB auf Kunstlicht erhält dein Foto in der blauen Stunde meist eine kühlere Farbnote. Es hängt aber stets vom Motiv ab, welche Weißabgleichseinstellung zu einem optimalen Ergebnis führt. Entscheidend ist das Verhältnis von warmen und kühlen Elementen, das sich je nach Bildausschnitt verändern kann. Oft ist die Farbnote auch eine Geschmacksfrage. Wechsel zwischen verschiedenen Standardeinstellungen (Tageslicht, Kunstlicht, Bewölkt, Schatten) und beobachte am Display, wie sich die Farben verändern. Mit der Einstellung K (Kelvin) kannst du die Balance zwischen dem warmen Kunstlicht und den kühlen Himmelstönen am feinsten steuern.
Auch bei einer Korrektur von Kontrasten hast du mit dem RAW-Bild deutlich mehr Spielraum.
Zur blauen Stunde aus der Hand fotografieren
Wenn du in der blauen Stunde unterwegs bist, achte auf die Belichtungszeit! Im Modus Tv/S kannst du die Zeit so kurz einstellen, dass du die Kamera verwacklungsfrei halten kannst, allerdings nicht beliebig: Stellt man 1/500 s oder 1/1000 s ein, kann die Kamera Blende und ISO-Wert nicht weit genug aufdrehen. Realistischer sind Belichtungszeiten zwischen 1/10 s und 1/125 s – je nach Helligkeit. Eine ruhige Hand ist immer nötig. Objektive mit Bildstabilisator erleichtern das Freihandfotografieren, Weitwinkelobjektive oder Optiken bis 50 mm ebenfalls. Für das Arbeiten mit Teleobjektiven brauchst du ein Stativ, oder zumindest eine Stabilisierung. Ein Einbein-Stativ schützt zwar nicht absolut vor Verwacklung, aber es erleichtert das Arbeiten bei wenig Licht und du bleibst flexibel.
Auch wenn das Motiv auf dem Display gut aussieht, erkennt man in der 100%-Vergrößerung die Schwächen der Freihandfotografie. Hinzu kommt, dass bewegte Motive schon bei 1/60 s verwischen. Schnell bewegte Objekte lassen sich auch mit 1/125 s nicht scharf abbilden. Mache die Not zur Tugend: Wischeffekte mit 1/20 oder 1/15 s sehen oft ganz interessant aus. Für eindrucksvolle Langzeitbelichtungen mit Lichtspuren und für wirklich scharfe Fotos ist ein stabiles Dreibeinstativ unverzichtbar.
Der ISO-Wert ist dein Joker beim Fotografieren aus der Hand. Lass der Kamera genug Spielraum. Wer die ISO-Automatik fürchtet, weil ein hoher ISO-Wert zu stärkerem Bildrauschen führt, muss bei jeder neuen Aufnahmesituation entscheiden, ob die Kombination aus Belichtungszeit, Blende und ISO-Einstellung für das Motiv passt. Das bedeutet viel Denk- und Entscheidungsarbeit. Weil die blaue Stunde nicht so lange dauert, solltest du dir das Leben nicht schwerer machen als nötig. Vertraue der ISO-Automatik und behalte die Belichtungszeit im Auge. Vor allem aber: Gestalte dein Motiv!
Eine Aufnahme wie diese ist mit einer ruhigen Hand noch möglich. Passanten dürfen verwischen, aber das Gebäude muss scharf sein. Benutze ggf. ein Einbein-Stativ oder lege die Kamera auf. | Nur mit Stativ möglich: Um einen Sterneffekt zu erzeugen und um die Schärfentiefezone auszudehnen, musst du die Blende schließen. Die Folge ist eine lange Belichtungszeit, die aus der Hand nicht mehr zu halten ist. |
Der Nachteil der Freihandfotografie besteht darin, dass du die Blende zugunsten einer kurzen Belichtungszeit weit öffnen musst. Dadurch fällt die Schärfentiefezone eher gering aus, manchmal reicht sie nicht über das gesamte Motiv, und das kann sehr ärgerlich sein. Exaktes Fokussieren ist hier besonders wichtig, damit wenigstens dein Blickfang knackig scharf wird.
Lichtquellen werden bei offener Blende zu runden, oftmals diffusen Kreisen im Bild. Darum solltest du auf Straßenlaternen achten und eher weniger davon ins Bild nehmen. Belichte das Motiv so knapp, dass die hellen Elemente nicht überstrahlen. Mit offener Blende kann man keinen Sterneffekt rund um Lampen erzeugen und keine durchgehenden Lichtspuren aufnehmen.
Mit dem Stativ fotografieren
Das Arbeiten mit Stativ hat den Vorteil, dass du mit niedrigem ISO-Wert arbeiten kannst und trotzdem scharfe Bilder erhältst. Die Belichtungszeiten verlängern sich, jede Aufnahme dauert mehrere Sekunden. Vorbeifahrende Fahrzeuge hinterlassen Spuren im Bild, die sich überlagern und Leben ins Motiv bringen. Passanten werden zu diffusen Schatten oder sind im Bild gar nicht mehr sichtbar.
Mit Stativ kannst du die Blende weiter schließen als bei der Freihandfotografie. Gerade bei Landschafts- und Architekturaufnahmen ist es wichtig, die Schärfentiefezone im Bild zu steuern. Ein angenehmer Nebeneffekt: Entfernte Lichter bekommen im Foto einen sternförmigen Leuchtkranz, je weiter du die Blende schließt.
Damit deine Fotos wirklich scharf werden, gelten die allgemein gültigen Regeln für das Arbeiten mit Stativ: Lass die Mittelsäule möglichst eingefahren, aktiviere bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung und benutze einen Fern- oder den Selbstauslöser, um Vibrationen zu vermeiden. Der Bildstabilisator an Objektiv oder Kamera muss abgeschaltet werden.
Die Liveview-Funktion übernimmt die Spiegelvorauslösung, zieht aber viel Strom. Da Langzeitbelichtungen generell mehr Akkukapazität benötigen, solltest du einen Ersatz-Akku griffbereit haben. Wenn du nach der blauen Stunde noch weiter ziehen und Nachtaufnahmen machen willst, ist eine Stirnlampe sinnvoll, damit du die Einstellknöpfe an der Kamera findest. Decke den Sucher deiner Spiegelreflexkamera bei Langzeitbelichtungen ab, damit kein Streulicht eindringen kann. Vorsicht mit der Stirnlampe, die sollte während der Belichtung wieder ausgeschaltet werden.
Das Arbeiten mit dem Stativ hat den Nachteil, dass man viel Ausrüstung schleppen muss und mehr Zeit braucht, bis das Motiv im Kasten ist. Die Vorteile liegen aber klar auf der Hand: Du hast mehr Sicherheit hinsichtlich Schärfe und Bildrauschen und du hast mehr Gestaltungsmöglichkeiten, weil du die Blende weiter schließen und länger belichten kannst.
Für beide Arbeitsmethoden gilt: Damit du möglichst wenig am Computer korrigieren musst, ist es wichtig, von Anfang an ein optimal belichtetes Foto zu erhalten.
Schwierige Motive richtig belichten
Welcher Kameramodus am besten ist, hängt von deinen Erfahrungen ab. Den Modus P benutze ich zwar gerne für die Freihandfotografie, aber stets mit Blick auf die angezeigten Werte und meist in Kombination mit einer Korrektur. Mit der Halbautomatik legst du entweder die Belichtungszeit (Tv/S) oder den Blendenwert (Av/A) fest, die Kamera kümmert sich um den Rest. Wer es wirklich genau haben will und mit Stativ arbeitet, wird den Modus M schätzen, vor allem bei Langzeitbelichtungen mit Stativ.
Kontraste bewältigen: Helle Lichtquellen im Bild sind eine Herausforderung für die Kamera. | Belichtungsreihen, Kamerafunktionen wie Active D-Lighting oder HDR sind oft die Lösung für kontrastreiche Motive. |
Egal welchen Modus du benutzt, vor jeder Aufnahme muss eine Belichtungsmessung erfolgen. Beim Antippen des Auslösers ermittelt die Kamera die Helligkeit des Motivs und zeigt die errechnete Kombination aus Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert im Sucher oder auf dem Display an. Ob diese Kombination für dein Motiv richtig ist, ist keine rein technische sondern auch eine gestalterische Frage.
- Längere Belichtungszeiten sorgen für mehr Lichtspuren im Bild, Passanten lösen sich auf, Bewegung kann nicht eingefroren werden.
- Höhere Blendenwerte sorgen für mehr Schärfentiefe, bei Lichtquellen entsteht eher ein Sterneffekt.
- Mehr ISO führt zu mehr Bildrauschen, verkürzt aber die Belichtungszeit und/oder erlaubt stärkeres Abblenden.
Für die Belichtungsmessung gibt es unterschiedliche Messmethoden. In der blauen Stunde bevorzugen die meisten Fotografen die Mehrfeldmessung, weil dabei alle Bereiche des Motivs zur Berechnung herangezogen werden. Mache eine Testaufnahme: Wenn du den Eindruck hast, dass dein Bild zu dunkel oder zu hell ausfällt, kannst du in den Modi P, Tv/S und Av/A die Belichtungskorrektur einsetzen. Im Modus M funktioniert das nicht bei allen Kameramodellen, dort musst du einen der Parameter (Zeit, Blende, ISO) ändern, um ein helleres oder dunkleres Bild zu erhalten.
Die Funktion wird bei verschiedenen Kameraherstellern unterschiedlich aktiviert, in der Bedienungsanleitung liest du nach, wie es bei deinem Modell funktioniert. Wenn die Aufnahmen fertig sind, stellst du den Pfeil zurück in die Mitte! Die Kamera setzt die Korrektur nicht automatisch zurück.
Die Belichtungskorrektur sorgt dafür, dass ein Foto insgesamt heller oder dunkler wird, aber einzelne überstrahlende Lichter bekommst du damit nicht in den Griff. Achte auf das Histogramm oder aktiviere die Überbelichtungswarnung an deiner Kamera. Sie zeigt dir zu helle Bereiche an.
Wenn es problematische Lichtquellen im Motiv gibt, wechsle zur Spotmessung. Eine Messung auf helle Lichtquellen macht das Foto sehr düster, wenn du einen dunkleren Bereich anmisst, wird das Foto oft zu hell. Du musst dich also an die optimale Belichtung herantasten. Funktionen wie Active D-Lighting oder HDR zur Kontrastanpassung helfen in solchen Situationen.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, fotografiert eine Belichtungsreihe (Bracketing). Dabei entstehen drei oder mehr Aufnahmen mit unterschiedlicher Helligkeit. Entweder suchst du dir anschließend die Aufnahme mit dem besten Ergebnis aus, oder du erstellst aus der Serie eine echte HDR-Aufnahme am Computer. Damit das klappt musst du mit Stativ arbeiten und alle Bilder der Aufnahmereihe mit derselben Blendenstufe (z.B. f8) und manueller Scharfstellung machen.
Tipps für das Fotografieren in der blauen Stunde
Wenn du noch ganz am Anfang stehst und deine Kamera überhaupt nicht kennst, starte mit dem Motivprogramm. Dort kannst du keine oder nur minimale Korrekturen vornehmen. Wenn du anfangen willst in die Kamerasteuerung einzugreifen, wechsle in den Modus P. Benutze unterschiedliche Einstellungen für den Weißabgleich und arbeite ggf. mit der Belichtungskorrektur. Es ist am einfachsten verwacklungsfreie Aufnahmen zu erhalten, so lange der Himmel noch hell ist oder wenn es helle Elemente im Bild gibt.
Bereite dich auf die blaue Stunde vor: Wo gibt es schöne Motive? Suche diesen Ort rechtzeitig auf. Konzentriere dich auf einige wenige Motive. Hektisches Arbeiten unter Zeitdruck führt zu Fehlern bei der Gestaltung und man vergisst vielleicht auch, die Kamera optimal auf die wechselnden Motive einzustellen.
Beim Fotografieren in Straßenschluchten richtet sich der Blick nach oben. Das erzeugt unweigerlich stürzende Linien im Bild, vor allem mit Weitwinkeloptiken. Vermeiden kannst du das kaum. Ein erhöhter Aufnahmestandort ist in der blauen Stunde von Vorteil, nicht nur wegen der stürzenden Linien, sondern auch, weil du mehr vom Himmel ins Bild bekommst. Wenn du von unten nach oben fotografierst, überlege, wie du den Bildausschnitt so gestalten kannst, dass das Foto trotz stürzender Linien interessant aussieht. Manchmal ist eine Übertreibung besser als der verzweifelte Versuch, das Problem zu kaschieren: Halte die Kamera schräg oder wähle eine extreme Froschperspektive.
Gerade noch dunkelblau: Bei dieser Weitwinkelaufnahme sieht man deutlich, wie die Türme des Kölner Doms nach rechts kippen. Ein Effekt der Brennweite, den du vermeidest, wenn du mit 50 mm oder einem leichten Tele fotografierst. | Gerade Türme, durchgezogene Lichtspuren: Mit Stativ und einer leichten Telebrennweite gelingen solche Aufnahmen. Du musst mindestens zehn Sekunden lang belichten, besser zwanzig oder dreißig, damit die Lichtspuren keine Lücken bekommen. |
Tipps für die Motivsuche
- Der blaue Himmel sollte Teil deines Motivs sein.
- Beleuchtete oder spiegelnde Objekte im Vordergrund sorgen für Farbkontraste und bringen Leben ins Bild.
- Es sollte einen klaren Blickfang geben, den du nach den Regeln des goldenen Schnitts etwas außerhalb der Bildmitte platzieren kannst.
- Stelle auf das Hauptmotiv scharf.
- Achte auf störende Elemente und wähle den Bildausschnitt so, dass ablenkende Details verdeckt sind oder außerhalb des Bildrahmens liegen.
- Suche dir einen Standort, bei dem du Architekturmotive möglichst frontal fotografieren kannst oder experimentiere mit Extremperspektiven.
- Wenn du die Kamera ruhig hältst und Passanten durchs Bild laufen, entsteht ein Wischeffekt, den du zur Gestaltung nutzen kannst.
- Nimm Lichtspuren an einem Ort auf, wo viele Fahrzeuge in kurzem Abstand zügig an der Kamera vorbeifahren. Stop-und-Go an Ampeln führt zu hellen Flecken oder unterbrochenen Spuren.
Abends bleibt der Himmel Richtung Westen am längsten hell. Fotografiere Motive Richtung Osten zu Beginn der blauen Stunde. Für die anderen interessanten Dinge in der Gegenrichtung hast du etwas länger Zeit.
Die blaue Stunde ereignet sich jeden Tag zweimal. Du kannst also immer wieder losziehen, Erfahrungen sammeln und dein fotografisches Glück genießen.
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